Vom Gartenzwerg zur Klimakrise

Eines Tages, als ich in mein Büro der thws am Röntgenring 8 kam, staunte ich nicht schlecht. Zugegeben, ein bisschen gruselig war es auch, als ich aus dem Fenster blickte und ein Gartenzwerg starrte zurück. Mit seinen leuchtend blauen Augen und seinem mahnend erhobenen Zeigefinger starrte er mich kalt lachend an. Sollte er am Ende eine Ähnlichkeit zu mir haben? An seinem Zeigefinger hing ein aus Papier ausgeschnittenes Paar Adidas Schuhe, so wie ich sie schon immer gerne getragen habe.

Auch wenn ich ein Weilchen gezögert habe, hat mir Kollege Zwerg dennoch ein wenig Leid getan. Er, dem ich scheinbar eine gewisse Ähnlichkeit zu mir selber zusprach. Die Nächte wurden inzwischen kälter und ein Leben lang in`s Warme zu starren, während man sich den Zwergenfinger abfriert, ist unmensch.. äh ..zwerglich. Zumal er so aussah, als ob er nicht mehr der Jüngste sei.

So habe ich den Genossen in´s Warme geholt und ließ ihn den Ausblick auf unser schönes Röntgendenkmal, sich erleichternde Hunde (manchmal auch Menschen) und das allabendliche Verkehrsgetümmel genießen. „Vielleicht vermisst ihn jemand“, dachte ich mir und ließ ihn gut sichtbar stehen.

Nur irgendetwas fehlte dem kleinen Mann in seiner rechten Hand. Die Finger zur Faust gekrümmt, schien er irgendetwas halten zu wollen. Eine Schaufel, einen Spaten, eine Laterne? Keine Ahnung! Doch nachdem er nun nicht mehr in einem Garten wohnte (so wie es für Zwerge üblich ist), sondern in einem geo-lastigen Haushalt, drängte sich sein neues Accessoire direkt auf!

So wie jede*r Lehrende an unsere Hochschule der*die etwas auf sich hält, habe natürlich auch ich einen Globus, eine Weltkarte oder sonstiges geolastiges Gedöns in meinem Büro stehen. Als Fachoberlehrer hat es bei mir halt nur zu einem Tiptoi-Globus gereicht.

So wacht seit gestern der kleine Mann über nicht weniger als die ganze Welt und erhebt wie zur Mahnung seinen Zeigefinger. „Habt acht und behütet Eure Erde!“, scheint er sagen zu wollen.

Sollte sich der bisherige Wohnsitz des Herren Zwerg aufklären und seine Mitbewohner*innen mir eine gültige Meldebescheinigung vorlegen können, bin ich gerne bereit, den Herren wieder nach Hause zu entlassen.

Kontakt: Stefan Sauer, thws, Röntgenring 8, 97080 Würzburg


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